Heimat- und Geschichtsverein

Berga/Elster

Der Berger Heimat- und Geschichtsverein erinnert an Seefahrerlegende ROBERT CLAUß

Von Berga um das Kap der Stürme

Nicht nur über die Weiße Elster, über Saale und Elbe hat das Städtchen Berga eine Beziehung zu den großen Weltmeeren – nein, auch ein Sohn dieser Stadt galt einst in der Welt sturmerprobter Fahrensleute als einer ihrer erfolgreichsten, Robert Clauß, geboren 1894 in Berga/Elster. Er ging zur Seefahrt, und ab 1923 fuhr er auf Großsegelschiffen der damaligen Hamburger Reederei F. Laeisz. Diese hatte allen ihren Großseglern mit „P“ beginnende Namen gegeben. Neben „Padua“, „Priwall“ oder „Passat“ wurden seinerzeit auch die im Englischen Kanal gescheiterte „Preußen“ und die späterhin (1907) als Schulschiff gesunkene „Pamir“ in der Seefahrt bekannt.

Robert Clauß war auf verschiedenen dieser Windjammer (wie man solche Segelschiffe auch nannte!) gefahren: zuerst als „Zweiter“ (Offizier), dann als „Erster“ und schließlich, bis 1937, als Kapitän! Mit Weizen- und Salpeterladungen für Reedereien hatte er von der südamerikanischen Westküste 35 Kaphorn-Umseglungen, davon 15 als Kapitän, mit Glück hinter sich gebracht.

Für Segelschiffe, später aber sogar für Dampfschiffe, war diese Umrundung der amerikanischen Südspitze wegen der hier ständigen, haushohen Querwellen, unberechenbarer Stürme sowie sehr schwieriger Fahrwasser- und Strömungsverhältnisse ein stets neuer, ungewisser Kampf mit den Elementargewalten des Meeres. Immer wieder hatte Robert Clauß ihn aufgenommen, dank seiner Tüchtigkeit und großen seemännischen Erfahrung gemeistert....

Wohl mit einem „siebten Sinn“ spürte er bei seinen Umseglungen des „Kap der Stürme“ das jeweils Richtige auf und führte alle seine großen Fahrten ohne Verluste durch. Unter den „CAP HORNIERS“, der damaligen Vereinigung von Seeleuten, die unter Segeln diese abenteuerlichen Seefahrten glücklich bestanden hatten, galt Robert Clauß, der geborene Bergaer, der 1974 verstarb, als einer ihrer ganz Großen solcher nun der Vergangenheit angehörenden Seefahrt . . . (zitiert aus: Heimatbote 9/1979)

Am Samstag, dem 26. September 2015 fand die feierliche Enthüllung einer Gedenktafel für Robert Clauß an seinem Geburtshaus in der Elsterstraße statt. Der Bergaer Heimat- und Geschichtsverein will damit eine bleibende ErinnerungDSC04890 an einen berühmten Seefahrer in seinem Geburtsort schaffen. Auf der Gedenktafel ist das Lieblingsschiff des Kapitäns, die „Priwall“, dargestellt, wie diese unter voll gesetzter Takelage segelt.

Die oben angeführte Veröffentlichung im Greizer Heimatboten 1979 war für den Heimatverein Anlass, weitere aufwendige Recherchen zur Seefahrerlegende Robert Clauß aufzunehmen. Das Internet half dabei, seine Nachfahren ausfindig zu machen. Und so entstand eine rege Zusammenarbeit insbesondere mit den drei Töchtern des Kapitäns, die eine große Zahl von Dokumenten und Informationen und Erinnerungen aus dem Leben ihres Vaters beisteuerten.

Die Clauß Töchter Minne, Ute und Gerlinde waren bei der Enthüllung der Gedenktafel zugegen. Sie brachten ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass ihrem Vater eine solche Würdigung in Berga widerfährt. In zwangloser Runde erzählten sie Anekdoten aus dem Leben des Seefahrers und des Familienvaters, der seinen Kindern die Möglichkeit einräumte, ihn auf seinen Fahrten zu begleiten. Besonders Minne fühlt sich mit der Viermastbark „Passat“ verbunden, erlebte sie doch, wie ihr Vater den Großsegler von Hamburg nach Travemünde überführte. Das was das Ende der Fracht-Großsegler in Deutschland, was Robert Clauß wohl nie überwand.

14.10.2016