Kapp-Putsch oder „Die Schlacht bei Zickra“
am
21. März 1920

Einordnung/Zusammenfassung der Ereignisse:

November 1918

Ende des 1. Weltkrieges mit Auflösung der deutschen Monarchie durch Thronverzicht von Kaiser Wilhelm II.
Ausrufung der demokratischen Republik (Philipp Scheidemann) bzw. der freien sozialistischen Räterepublik (Karl Liebknecht)

1919

Unruhen, Kämpfe der Arbeiterbewegung für radikale Lebensverbesserungen überziehen das Land, Generalstreiks
Wegen der politisch ungesicherten Lage in Berlin findet die Verfassungsgebende Nationalversammlung in Weimar statt. Friedrich Ebert wird zum Reichspräsidenten gewählt, Philipp Scheidemann wird mit der Regierungsbildung beauftragt.
Die Nationalversammlung beschließt das Gesetz über die Bildung einer Vorläufigen Reichswehr. Bis 1921 soll das neue Berufsheer aufgebaut werden. Zeitgleich soll die Reduzierung des Heeres von 800.000 auf 100.000 Mann erfolgen. Viele aus dem Heer entlassene Frontsoldaten schließen sich paramilitärischen, rechtsradikalen Organisationen an.
Mit dem Versailler Vertrag werden Deutschland Friedensbedingungen aufgezwungen, die Auswirkungen auf alle Schichten der Bevölkerung zeigten.

1920, 29.02.

In Umsetzung des Versailler Vertrags ordnet Reichswehrminister Gustav Noske die Auflösung der Freikops Ehrhardt und Löwenfeld an. Deren Oberbefehlshaber General Walther von Lüttwitz, dem alle Truppen östlich der Elbe, sowie die Verbände in Sachsen, Thüringen und Hannover unterstehen, widersetzt sich der Anordnung.

11.03.

General von Lüttwitz wird offiziell beurlaubt

13.03.

Die Marinebrigade Ehrhardt besetzt das Berliner Regierungsviertel, Staatsstreich (Lüttwitz-Kapp-Putsch); Wolfgang Kapp, Jurist und Politiker wird zum neuen Reichskanzler erklärt

16.03.

12 Millionen Arbeiter beteiligen sich am reichsweiten Generalstreik gegen die Putschisten; In Leipzig gibt es blutige Kämpfe der Arbeiterschaft gegen die Reichswehr (Zeitfreiwillige) die mit einem Sieg der Arbeiter enden;

17.03.

Kapp und Lüttwitz erkennen, dass ihr Putsch mißlungen ist. Sie treten zurück und verlassen Deutschland

19./20.03.

Zwei Reichswehrbataillone (800 Mann) zogen auf dem Weg zu ihren Garnisonen in Freiberg bzw. Döbeln von Plauen kommend durch reußisches Staatsgebiet. Da die Passage nicht angemeldet war, wurde vermutet, sie seien auf dem Weg nach Leipzig, um dort gegen die Arbeiterschaft zu kämpfen. Deshalb wurden regionale Arbeiterwehren aufgestellt und bewaffnet, mit dem Ziel, die Truppe einzukesseln und zur Aufgabe ihres Vorhabens zu zwingen. Dies sollte im Raum Berga/Weida geschehen.
Dabei kam es immer wieder zu Scharmützeln zwischen Arbeitern und Soldaten.

21.03.

Am Morgen erreichten die beiden Reichswehrbataillone Zickra;
Minister von Brandenstein
begab sich in Begleitung von Kommandeuren der Arbeiterwehren zu Verhandlungen mit der Reichswehr nach Zickra. Die Offiziere der Reichswehr erklärten, sie seien auf ihrem Weg nach Westsachsen in friedlicher Absicht über reußisches Territorium marschiert und protestierten dagegen, dass sie von bewaffneten Arbeitern daran gehindert würden. Die Forderungen der Parlamentäre, ihre Waffen nieder zu legen, wiesen sie entschieden zurück. Sie drohten, unter dem Einsatz ihrer gesamten Bewaffnung den Durchzug zu erkämpfen.
Da sich die Verhandlungen ergebnislos in die Länge zogen, begab sich Staatsrat Hermann Drechsler, Mitglied des Aktionsausschusses, zum Verhandlungsort. Er drohte, die Arbeiterwehren würden mit schweren Waffen den Angriff beginnen, wenn die Bataillone nicht innerhalb von 20 Minuten kapitulieren.
Auf die Frage von Major Boltze gab er die Zahl der zum Angriff bereit stehenden Kämpfer mit 5000 an. Drechsler bemerkte weiter, die Arbeiter wären mit Geschützen und Minenwerfern ausgerüstet. Dabei hatte er stark übertrieben, denn in Wirklichkeit waren ca. 1500 – 2000 Arbeiter an der Einschließung beteiligt. Die Bewaffnung bestand in Wirklichkeit lediglich aus Gewehren, Handgranaten und einigen Maschinengewehren.
Die beiden Kommandeure der Reichswehrbataillone erklärten sich letztlich zur Kapitulation bereit und unterzeichneten den Kapitulationsvertrag, gemeinsam mit 6 Vertretern der Arbeiterwehren.

Die Schießereien im Raum Berga forderten 5 Todesopfer – 2 Arbeiter, 2 Soldaten und 1 unbeteiligter Zivilist. Zwei schwerverletzte Arbeiter wurden hier erstversorgt und dann nach Zwickau ins Krankenhaus überführt.

Die beiden Reichswehrbataillone wurden nach Gößnitz eskortiert und traten von dort mit der Bahn die Reise in ihre Garnisonen an.

 

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