Heimat- und Geschichtsverein

Berga/Elster

Aus der Geschichte der Bergaer Zeitung

Friedrich Albert Adler gründete im FAAdlerJuli 1887 die "Bergaer Zeitung". Anfangs hieß der Titel "Thüringer Hausfreund" und erschien nur zwei mal in der Woche, mittwochs und sonnabends.
Herr Adler, geboren am 8.7.1855 als Sohn des Bahnwärters Friedrich August Adler in Adorf, absolvierte in Oelsnitz eine Lehre als Buchdrucker. Darauf ging er auf Wanderschaft, arbeitete u.a. beim Zwickauer Tageblatt, bei der Geraer Zeitung, zuletzt in Tauberbischofsheim, von wo er nach Berga übersiedelte. Hier wurde er ansässig, nicht wohl zuletzt dadurch, daß seine erste Frau, eine geborene Hüttel und seine zweite Frau, eine Schwester derselben, aus Teichwolframsdorf stammten. Bald nahm F. A. Adlers Buchdruckerei ihre Arbeit auf. Mit einer alten Schnellpresse und aufgekauftem Schriftenmaterial wurde der Anfang gemacht, und zwar im ehemals Blöthnerschen Haus, jetzt Heroldschen Haus in der Schloßstraße. 1897 erfolgte die Übersiedelung nach dem damals Thomasschen Haus (das Haus gehörte dem Vater des Greizer Stadtbaumeisters i.R. Thomas). Mit der Übersiedelung wurde auch der Titel des "Thüringer Hausfreundes" umgeändert und man druckte drei Ausgaben, nämlich neben der "Bergaer Zeitung" die "Culmitzscher Zeitung" und die "Waltersdorfer Zeitung", um auf diese Weise mehr Abonnenten zu gewinnen. Von 1895 an druckte man nur noch die Bergaer Zeitung allein. Im Jahre 1894 trat in die Adler'sche Buchdruckerei Erhard Diezel als Schriftsetzerlehrling ein. Sein Name ist wie der Adler's für alle Zeiten mit der Bergaer Zeitung verbunden. Vom Jahre 1888 an erschien die Zeitung wöchentlich drei mal. Die Schnellpresse wurde bis 1908 mit der Hand gedreht. Eine Auflage von 650 Stück erforderte, da nur je eine Seite eines Bogens bedruckt werden konnte, 1300 Stück Druck. Wenn man bedenkt, daß die "BZ" in der Zeit vor Weihnachten z.B. durch die Inserate und Beilagen oft sieben Bogen, also 28 Seiten stark war. Vor allem wenn man berücksichtigt, daß die Schnellpresse in der Stunde höchstens 800 Druck lieferte. Da reichte der Tag nicht aus. Daneben wurden aber auch noch andere Aufträge erledigt. So lieferte man z.B. für eine Geraer Firma 50.000 Weihnachtsbeilagen in 14 Tagen, die 100.000 Druck mit der Handschnellpresse erforderten. 1908 kam der elektrische Strom und die Schnellpresse wurde elektrisch betrieben. 1915 ließ Herr Adler auf der zum Rittergut Schloßberga gehörigen Wiese an der Bahnhofstraße ein geräumiges Haus zur Druckerei, Redaktion, Laden und 7 Wohnungen erbauen.Beim Umzug in das neue Haus wurde gleich eine Frankenthaler Schnellpresse aufgestellt. Nach dem Krieg, 1922 erwarb die Firma Ernst Engländer den Adlerschen Verlag und die "BZ". 1923 fand die Übersiedelung der Buchdruckerei und des Zeitungsgeschäftes in das Fabrikgebäude der Firma statt. Während bis 1926 die Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite im Handsatz hergestellt wurde, wurde nunmehr eine Sterotype eingerichtet, die die Verwendung von Matern ermöglichte. Im Januar 1936 erwarb die Verlagsrechte der "Bergaer Zeitung" die "Greizer Neuesten Nachrichten".
1937 ist F.A.Adler 82 Jahre alt und gehört zu den ältesten und geachtetsten Persönlichkeiten von Berga. In den Vereinen, denen er angehört, war er seit Jahrzehnten ein treues und eifriges Mitglied. So ist er als aktiver Schütze bekannt und wurde zum Ehrenmitglied der Bergaer Schützengesellschaft ernannt, deren Major er außerdem ist. Im Männergesangsverein hatte er lange Jahre hindurch das Amt des 1. Vorsitzenden und des Kassierers inne. In den 90er Jahren stellte er als Mitglied des Gemeinderates seine Kenntnisse und Fähigkeiten in den Dienst Bergas, das ihm EDiezelzweite Vaterstadt wurde, und auch dem Kirchenvorstand gehört er seit vielen Jahren an.

Noch bekannter als sein Verlag wurde sein engster Mitarbeiter, Herr Erhard Diezel. Er ist gebürtiger Nitzschareuther, * am 09.03.1880 in Nitzschareuth. Ostern 1894 trat er als Lehrling bei F.A.Adler ein, lernte Schriftsetzer. 1898 lernte er aus und war seit diesem Zeitpunkt Gehilfe und später als Anzeigenleiter und Schriftleiter im Verlag der "BZ" tätig. Bekannt ist er auch geworden durch seine Mitarbeit in verschiedenen Vereinen und im Gemeinderat. Den allgemeinen Turnverein leitete er 30 Jahre als 1. Vorsitzender. Zum 75jährigen Vereinsjubiläum wurde er zum Ehrenführer ernannt. 1934 bekam er die höchste Auszeichnung der Turner, den Ehrenbrief der deutschen Turner. Weiter war er in folgenden Vereinen: der Schützengesellschaft, dem Männergesangsverein, dem Naturheilverein und dem Verkehrs- und Verschönerungsverein.
Über 10 Jahre war er 1. Vorsitzender des Stadtrates. 1934 wurde er von der Industrie- und Handelskammer für 40jährige Treue in der Arbeit mit dem Diplom und der silbernen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Aus der Ehe mit Lina Löffler, eine Bergaer Bürgerstochter, die er 1903 schloß, gingen 6 Kinder hervor. Im September 1931 erlitt er einen Schlaganfall und ist seit dieser Zeit rechtsseitig gelähmt. Trotzdem hat er keinen Arbeitstag ausgesetzt und er lernte noch mit der linken Hand schreiben.

 (veröffentlicht im Jahre 1937)
30.9.2019