Heimat- und Geschichtsverein

Berga/Elster

BERGA, Soldaten eines anderen Krieges

Wann war es eigentlich, als ein amerikanisches Filmteam in Berga auf den Spuren der Vergangenheit wandelte? Es war wohl im zeitigen Frühjahr 2001. Im Rahmen umfangreicher Recherchen zu einem geplanten Filmprojekt über amerikanische Kriegsgefangene in Berga wurden Zeitzeugen gesucht und „Tatorte“ besichtigt.

Die wenigsten von uns hatten schon jemals vorher etwas von Charles Guggenheim, dem Dokumentarfilmer, gehört. Der ältere Herr mit Wetterjacke und Basecap machte auch nicht den Eindruck eines Oscar-Preisträgers. Er erzählte, dass er durch einen Zufall im 2. Weltkrieg nicht wie die meisten seiner Kameraden aus der 106. Division nach Europa geschickt wurde. Jahre nach dem Krieg, bei einem Veteranentreffen, erfuhr er, dass einige seiner Kameraden in deutscher Kriegsgefangenschaft wie KZ-Häftlinge behandelt und zu Arbeitsleistungen gezwungen wurden. Viele von ihnen kamen dabei zu Tode. Die überlebenden Gefangenen berichteten über ihre Erlebnisse und baten ihren Kameraden Charles Guggenheim, ihre Geschichte zu dokumentieren. In Amerika waren die Vorgänge lange Zeit totgeschwiegen worden. Ein Amerikaner in Deutschland, in Kriegsgefangenschaft zu Frondiensten wie KZ-Häftlinge herangezogen, das passte nicht zu dem offiziellen Bild vom Befreier.

Guggenheim war persönlich sehr betroffen von dem was er erfuhr. Er fand Mittel und Wege, um diese Geschichte erzählen zu können. Lange Zeit bestanden enge Kontakte zwischen dem Produktionsteam um Guggenheim und einigen Bergaern, die die Recherchen unterstützten. Zwischenzeitlich sind diese Kontakte eingeschlafen. Charles Guggenheim ist vor wenigen Monaten verstorben. Er konnte die Uraufführung seines Filmes offensichtlich nicht mehr erleben.

Der Bergaer Heimat- und Geschichtsverein ist im Besitz eines Original-Videos mit dem Titel
sold4k 

BERGA: Soldaten eines anderen Krieges ist die unsägliche Geschichte von 350 amerikanischen Kriegsgefangenen, eingebunden in die Tragödie des Holocaust. Der Film ist das letzte Werk in der abwechslungsreichen Kariere des kürzlich verstorbenen Dokumentarfilmers Charles Guggenheim, Gewinner von vier Oscars.

Er schrieb und produzierte BERGA, und wegen seiner persönlichen Verbindung zu der Geschichte erzählt er sie in der ersten Person.

Nach dem Krieg versuchte er einen Freund aus seiner 106. Division ausfindig zu machen, aber er erfuhr, dass dieser in Gefangenschaft verstorben war. Durch Recherchen im nationalen Archiv der Kriegsverbrecherprozesse fand Guggenheim heraus, dass sein Freund in einem Arbeitslager gefangen war in Berga, Deutschland. Das war eine schockierende Erkenntnis für Guggenheim, die ihn bewegte, diesen Film zu machen.

Im Dezember 1944 wurden Tausende amerikanische Soldaten während der Ardennenoffensive gefangen genommen. Sie kamen zuerst in das Kriegsgefangenenlager Stalag 9B. Ein deutscher Militärbefehl wurde herausgegeben, demzufolge sich alle jüdischen Soldaten selbst als solche auszuweisen hätten. Nachdem die Amerikaner sich weigerten, dem nachzukommen, wählten die Nazi-Bewacher aus den GIs diejenigen aus, die jüdisch aussahen, einen jüdisch klingenden Namen hatten oder als „unerwünscht“ eingestuft waren, obwohl weniger als ein Drittel von ihnen tatsächlich Juden waren. Sie wurden dann abtransportiert nach Berga, einer Außenstelle des berüchtigten Konzentrationslagers Buchenwald. Hier erlitten sie die Gräuel eines KZ Seite an Seite mit jüdischen Häftlingen.

BERGA: Soldaten eines anderen Krieges enthüllt die bis heute im Trauma des 2. Weltkrieges untergegangene Geschichte.